HINTERGRUND / ANSIEDLUNGEN IN DER NIEDERLAUSITZ
Die Suche nach einem Standort für die Herstellung von grünem Kerosin geht in die entscheidende Phase. Drei Gemeinden in der Niederlausitz kommen für die Anlage des PtX Lab Lausitz in Frage.
von Christine Keilholz
Ein wegweisendes Wissenschaftsprojekt der Lausitz ist einen Schritt weiter. Das PtX-Lab Lausitz will eine Power-to-Liquid-Demonstrationsanlage (PtL) bauen für die Herstellung von synthetischem Kerosin auf Basis von grünem Wasserstoff. Wie und wann dieses Strukturprojekt umgesetzt wird, steht noch nicht fest. Doch die Standortfrage nähert sich laut Informationen der Neuen Lausitz der Entscheidung. Drei Orte sind nach einer Sitzung in der vergangenen Woche in der Endauswahl: Guben, Jänschwalde und Schwarze Pumpe. Eine der Gemeinden wird sich über eine millionenschwere Wissenschaftsinvestition freuen können.
Näheres will das in Cottbus ansässige PtX Lab in dieser Woche offiziell verkünden. Wie die Neue Lausitz vorab erfuhr, werden ab jetzt die drei Kandidaten weiter untersucht, um den besten Standort auszuwählen. „Die Suche nach dem optimalen Standort verlief und verläuft ergebnisoffen im Lausitzer Revier, wie es im Strukturstärkungsgesetz definiert wird“, teilte das Institut auf Anfrage mit. Die Demonstrationsanlage ist Teil des wissenschaftlichen Strukturaufbaus in der Lausitz. Die Mission: Auch Flugzeuge und Schiffe sollen in naher Zukunft CO2-neutral tanken können. Technologie und Treibstoffe dafür sollen aus der Lausitz kommen.
Zukunftsthema für die Lausitz besetzen
Indes kommen für diese Investition nicht viele Orte in Frage. Schließlich geht es darum, den neuen grünen Treibstoff nachhaltig und in großem Stil in der Lausitz zu erzeugen. Bei PtL-Verfahren wird elektrischer Strom in Kraftstoffe umgewandelt. Nur wenn der Strom aus erneuerbaren Quellen stammt, können diese Kraftstoffe wirklich einen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele leisten. Das ist das erklärte Ziel des Bundesumweltministeriums, das das PtL-Projekt in der Lausitz forciert.
Das Praxislabor für Kraft- und Grundstoffe aus grünem Wasserstoff – kurz PtX Lab Lausitz – gehört zum Strauß der Bundes-Ansiedlungen in Cottbus. Ziel ist, das wichtige Thema grünes Kerosin für die Lausitz zu besetzen. Das Institut hat die Aufgabe, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität mittels der Kopplung der Sektoren Strom und Verkehr zu unterstützen. Die Demonstrationsanlage ist wesentlicher Teil dessen, was das Lab in Cottbus tun soll, so kündigte es Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zur Eröffnung im August 2021. Es geht darum, mit neuartigen grünen Treibstoffen der Lausitz neue wirtschaftliche Perspektiven zu verschaffen. 60 Personalstellen hat Schulze dafür eingeplant.
Kraftwerksstandorte im Fokus
Für die Anlage gelten strenge Anforderungen an Technik und Genehmigungsrecht. Zudem muss eine Produktion in großem Stil möglich sein. Daher kommen nur Industriegebiete mit guter Anbindung in Frage. Bahnanschluss für den Transport der Produkte muss in der Nähe sein, ebenso eine nachhaltige CO2-Quelle in ausreichender Größe. Im Schatten der Kohlekraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe scheint das laut Vorauswahl gewährleistet.
Mit Power to Liquid ist ein Feld gefunden, in dem sich Ansiedlungspolitik und Wissenschaftsförderung finden können, um wirtschaftlich drängende Fragen zu beantworten. Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach lobt das Projekt seit Beginn als einen wichtigen Baustein, um den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft voranzubringen. Die innovativen Power-to-X-Technologien böten große industriepolitische Chancen für Brandenburg, ist man in der Landesregierung überzeugt. Zusätzliche regionale Wertschöpfung, neue Arbeitsplätze verspricht sich das Land von dieser praxisnahen Forschung.
Kerosin nachhaltig machen
Die Grundlagenarbeit hat zum Jahresauftakt offiziell begonnen. Anfang Januar trat dafür eine „Arbeitsgemeinschaft PtL Lausitz“ zusammen. Dieses Bieterkonsortium führt die Studie zur Standortsuche durch, nachdem es zuvor erfolgreich aus einer deutschlandweiten öffentlichen Ausschreibung hervorgegangen ist. Zur Arbeitsgemeinschaft gehören die Berliner Ingenieursgesellschaft Horn & Müller, der Anlagenbauer Arcus aus dem bayerischen Kummersbrück sowie die Non-Profit-Organisation atmosfair, die sich mit klimafreundlichem Reisen beschäftigt.
Harry Lehmann, Leiter des PtX Lab Lausitz, will einen Standort finden, der eine möglichst nachhaltige Produktion von synthetischen Kraftstoffen zulässt. Der promovierte Physiker hat viele Jahre beim Umweltbundesamt gearbeitet, bevor er dem Ruf der Ministerin nach Cottbus folgte. Lehmann ist der festen Überzeugung: „Mit der Errichtung dieser Anlage kann die Lausitz zu einem