ANALYSE / INDUSTRIEFLÄCHEN IN DER LAUSITZ
Wirtschaftsförderer haben Sorge, dass die ersehnten Groß-Ansiedlungen nicht kommen. Die Sorge ist berechtigt, denn etwas Wichtiges fehlt.
von Christine Keilholz
Uwe Garack vermarktet ein rares Gut. Seit Januar ist er Geschäftsführer des Flugplatzes in Rothenburg im Landkreis Görlitz. Flugplatz soll das Gelände nicht bleiben. Ein Industriegebiet soll hier entstehen von 300 Hektar Fläche. Das Gelände im äußersten Osten der Oberlausitz ist ein Filetstück, nicht nur wegen seiner Größe. „Industrie-Investoren brauchen in Zukunft die hundertprozentige Energieversorgung aus erneuerbaren Energien“, sagt Garack, der im Hauptberuf für die kreiseigene Wirtschaftsförderung (Eno) arbeitet. „Wir sind im Vorteil, weil wir über 100 Hektar unter Photovoltaik haben und noch zubauen können.“ Das Areal ist im Besitz eines Zweckverbands, an dem die Städte Rothenburg und Görlitz sowie der Landkreis beteiligt sind. Wer sich hier ansiedeln will, kann sofort loslegen.
Der Wettbewerb der Bundesländer um Industrieansiedlungen wird härter. Elon Musks Engagement in Grünheide hat der ostdeutschen Wirtschaft gezeigt, was möglich ist, wenn ein weltbekannter Investor Feuer fängt. Seit Tesla kochen auch die Erwartungen in der Wirtschaft auf höchster Flamme. Die nächste Gigafabrik kommt bestimmt, so die verbreitete Annahme bei Kammern und Wirtschaftgsförderer. Die Stadtflucht von Unternehmen, die Berlin in Richtung Brandenburg verlassen, kommt hinzu. Laut Brandenburgs Industrie- und Handelskammern waren das in den vergangenen fünf Jahren an die 1.000 Unternehmen. Nun wird der Platz knapp.
Brandenburg hat 800 Hektar im Angebot
Brandenburg kann nur 800 Hektor anbieten
Der Osten Brandenburgs ist für Investoren interessanter geworden als noch vor wenigen Jahren. Aber große Ansiedlungsflächen sind hier kaum noch frei. Das belegte zuletzt das Gewerbe- und Industrieflächenkonzept für das Land Brandenburg, das die Wirtschaftsförderung (WFBB) Mitte Februar vorlegte. Zentraler Befund: In ganz Brandenburg fehlen Flächen für Industrie und Gewerbe. Derzeit können nur noch 800 Hektar angeboten werden. Die restlichen 2.300 Hektar, die grundsätzlich möglich wären, sind für Ansiedlungen noch nicht erschlossen. Das Land, das so sehr auf das nächste Tesla-Wunder hofft, das Unternehmen aus aller Welt ansiedeln will, platzt aus allen Nähten.
In Lausitz und Spreewald hat die WFBB insgesamt 922 Hektar für Ansiedlungen ins Auge gefasst, aber nur 285 davon sind sofort vermarktungsfähig. Solche Erkenntnisse führen zu Alarmismus bei den Wirtschaftskammern. Denn wo nichts frei ist, ziehen willige Investoren sofort weiter. Denkbare Flächen zum Entwickeln gibt es noch in Drebkau, südlich des Bahnhofs. Die Fläche liegt zudem günstig, weil der Energiekonzern Leag in der Nähe einen Solarpark bauen will. Dieser „Energiepark Drebkau“ soll auf 120 Hektar einer Rekultivierungsfläche im Tagebau Welzow entstehen. Auch eine Waldfläche bei Schipkau hätte noch Potenzial für Industrie.
Aber diese Flächen sind vergleichsweise klein. „Insbesondere Industrieflächen in einer Größenordnung um die 100 Hektar müssen verstärkt angeboten werden, um Großansiedlungen auch zukünftig zu ermöglichen“, kommentierte die Potsdamer IHK-Präsidentin Ina Hänsel den Flächenbericht. Doch in dieser Größenordnung hat auch Sachsen nichts anzubieten.
Sachsen hat nichts über 100 Hektar
Aktuell steht im Freistaat keine baurechtlich gesicherte und voll erschlossene Industriefläche von mehr als 100 Hektar Größe für neue Ansiedlungen zur Verfügung, erfuhr die Neue Lausitz von der Wirtschaftsförderung Sachsen (WFS). Auch kleinere Flächen bis 50 Hektar sind nur noch vereinzelt verfügbar – etwa in Rietschen im Landkreis Görlitz. Als größeres Vorhaben in kommunaler Trägerschaft ist der Industriepark Schwarze Pumpe im Angebot, den sich Sachsen mit Brandenburg teilt.
Flugplätze sind neben alten Industriearealen eine der wichtigsten Flächenressourcen, die für Industrie mobilisierbar sind. Das zeigt das „Green Areal Lausitz“ (Gral). Ein Industriegebiet von 209 Hektar Größe. Hier ist Platz für große Pläne. Mit einem Gleisanschluss für den Güterbahnhof in Arbeit. 2000 Menschen sollen hier mal arbeiten. In Großenhain im Landkreis Meißen soll der ehemalige Militärflugplatz zu einem der wichtigsten sächsischen Industriegebiete werden. Mit 145 Hektar bebaubarer Fläche vor den Toren der Lausitz ist es die mit Abstand größte zusammenhängende Ansiedlungsfläche in ganz Sachsen – und gehört dem Freistaat.
Alte Flugplätze im Fokus
Flugplätze, von denen die Lausitz zehn hat, sind dann industrietauglich, wenn sie über gute Anbindung verfügen. Rothenburg hat sogar einen aktiven Gleisanschluss. Der gehört dem Unternehmen Deutsche Regionaleisenbahn aus Berlin. Der Kleinbahnverein Rothenburg hält die