ANALYSE / SCHIENENVERKEHR IN DEUTSCHLAND
Seit 30 Jahren will die Lausitz als Verkehrszone von europäischer Bedeutung anerkannt werden. Nun war der Bahnchef das erste Mal in Görlitz – und es könnte der Durchbruch werden.
von Christine Keilholz
Am Tag bevor er verkünden musste, dass die Deutsche Bahn Milliardenverluste einfährt und Strecken einsparen muss, fuhr Vorstandschef Richard Lutz mit dem Regionalexpress von Berlin nach Cottbus und dann weiter nach Görlitz. Dort stand er dann zusammen mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) in der Bahnhofshalle vor der Presse. Für den Ausbau der Schnellzugstrecke zwischen Cottbus und Görlitz beginnt nun die Planung, das war der Anlass. Das heißt noch nicht, dass morgen oder im nächsten Jahr Züge rollen. Aber in den langen Zyklen der Evolution im deutschen Fernverkehr ist ein solcher Planungsbeginn ein Meilenstein. Und man muss die Feste schon feiern, die man hat.
Für Richard Lutz war es der erste Besuch in Görlitz. Dieser Tag sei ein „Tag des Aufbruchs“, sagte der mächtigste Mann der deutschen Verkehrswirtschaft. Er sei gekommen, um ein starkes Signal zu setzen. „Man denkt manchmal, man ist jetzt im östlichen Teil und dahinter fällt die Welt runter. Aus europäischer Perspektive sieht man, dass ganz große Metropolregionen auf der östlichen Seite kommen, wie Breslau.“
Für die Deutsche Bahn, die als Unternehmen eben auch ein „überzeugter Europäer“ sei, müsse sich da etwas ändern. „Wenn wir unsere Hochgeschwindigkeitsstruktur in Europa angucken, fehlt ein Stückweit die östliche Perspektive“, räumte Lutz gegenüber Neue Lausitz ein. Er finde das politische Signal sehr wichtig, „dass die Ostanbindung der Europäischen Union über das Thema Infrastruktur zusätzlich gefestigt und befördert wird“.