Eisenhütte Ortrand erneut in Insolvenzverfahren

7. Januar 2025

NEWS / UNTERNEHMEN IN DER NIEDERLAUSITZ

Die Ortrander Eisenhütte hat Ende Dezember einen Insolvenzantrag gestellt, wie das Unternehmen und das zuständige Cottbusser Amtsgericht bestätigten. Maik Bethke, Ortrander Bürgermeister, sagte Neue Lausitz: „Dem größtem Arbeitgeber der Region wünschen wir alle, dass 2025 ein besseres Jahr wird als 2024.“ Bereits von 2019 bis 2021 lief ein Insolvenzverfahren, an dessen Ende alle Beschäftigten ihre Stellen behalten konnten. Insolvenzverwalter ist, wie im letzten Verfahren, der Dresdner Rechtsanwalt Olaf Seidel. In einer Erklärung zeigte sich Seidel angesichts voller Auftragsbücher zuversichtlich und bestätigte, dass der Geschäftsbetrieb fortgeführt werde. Aktuell sind 247 Menschen in der Ortrander Eisenhütte beschäftigt.

Im vergangenen Herbst wurde bekannt, dass aus Ortrand auch die Rüstungsindustrie beliefert wird. Die Eisenhütte produziert Rohgussteile, die als Komponente für Munition dienen und nach Tschechien exportiert werden. Geschäftsführer Jens von Haß bestätigte die Beteiligung an Rüstungsproduktion, machte aber keine Angaben zu Stückzahlen, Art der Munition oder Zielbestimmung. Die Nachricht hatte in der Gemeinde für Diskussionen gesorgt, auch in der Stadtverordnetenversammlung. „Dieses Thema – was Unternehmen bei uns herstellen und was nicht – ist nicht Sache der Kommunalpolitik“, erklärte Bürgermeister Bethke, der 2021 kurzzeitig selbst Geschäftsführer der Eisenhütte war. Bethke hatte sich bei einer Abstimmung im September enthalten, mit der die SVV sich gegen Waffenlieferungen in Kriegsgebiete aussprach. Weder die Ukraine noch die Eisenhütte werden explizit erwähnt.

Wirtschaftsfaktor für die ganze Region

Mit knapp 250 Arbeitsplätzen ist die Ortrander Hütte ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Nicht nur für Ortrand, das gut 2000 Einwohner hat, sondern für die gesamte Region. Das Unternehmen hatte zuletzt einen Jahresumsatz von über 50 Millionen Euro. Ein Großteil der in Ortrand gegossenen Produkte wird exportiert, das Meiste ins europäische Ausland. „Unsere Kunden werden von uns selbstverständlich auch weiterhin uneingeschränkt in der bewährten Qualität und Termintreue bedient“, versicherte Insolvenzverwalter Seidel in einer Pressemitteilung. Der Geschäftsbetrieb wird, wie im letzten Insolvenzverfahren, fortgesetzt.

Die Ortrander Eisenhütte gibt es bereits seit über 135 Jahren, das Unternehmen geht zurück auf eine 1887 errichtete Gießerei. Nach der Wende privatisierte die Treuhand die Eisenhütte 1992, Gesellschafter sind seither die bayerischen Familien Rosai und Brunner über die Firma Ortrander Veteiligungsgesellschaft mbH. Die Gesellschafter investierten in der Folge Millionen Mark, später Euro in die Modernisierung des Standorts. Auch das Land Brandenburg förderte die Eisenhütte.