Kohlegeld für den Profisport?

28. Januar 2025

HINTERGRUND / FÖRDERUNG IN DER LAUSITZ

Das Cottbuser Stadion der Freundschaft soll Strukturmittel für die Sanierungsplanung bekommen. Anders als die Eisarena in Weißwasser, die scheinbar durch alle Förderraster fällt. Warum schafft Brandenburg, was in Sachsen nicht geht?

von Christine Keilholz

Die Eisarena in Weißwasser braucht dringend Investitionen. Doch Sachsens Sportministerium fühlt sich nicht zuständig. Foto: Lausitzer Füchse

Das Cottbuser Stadion der Freundschaft wird ein Fall für den Strukturwandel. Es soll Kohlegeld in die Sportstätte fließen, darauf haben sich Brandenburg, die Stadt Cottbus und der Verein FC Energie Cottbus geeinigt. Am vergangenen Donnerstag machte die landeseigene Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) den Weg für erste Fördermittel aus dem Stark-Förderprogramm frei. Mit dem Geld soll ein Konzept für den Umbau des 1930 gebauten Stadions erstellt werden.

Die WRL betonte im Anschluss, das Projekt habe den üblichen Qualifizierungsprozess durchlaufen, wie jedes andere Projekt auch. Aber es spricht für die ausgeprägte Fankultur in der Landesregierung, dass man schließlich die Modernisierung einer Profi-Sportstätte, die zudem einem Profi-Verein gehört, in der Werkstatt 4 unterbrachte. Namentlich zuständig für „Daseinsvorsorge, ländliche Entwicklung & smart regions”. Jedenfalls wurde nach einhelligem Bericht der drei Antragsteller das Projekt „prompt genehmigt“.

Damit ist der FC Energie Cottbus offiziell als Wirtschaftsfaktor anerkannt, der im Interesse der Allgemeinheit mit öffentlichem Geld gefördert werden kann. Denn eigentlich ist über die Strukturförderung keine direkte Unternehmensförderung möglich. Dem 1966 gegründeten Traditionsverein ist gelungen, was den Lausitzer Füchsen im 40 Kilometern entfernten Weißwassern nicht vergönnt war. Der Eishockey-Club ist an den Hürden der Strukturförderung bisher gescheitert und hat kaum Aussicht aus Geld aus dem begehrtesten Fördertopf im Revier.

Sport als regionaler Wirtschaftsfaktor

Sport als Wirtschaftsfaktor, das ist leicht zu verstehen. Der FC Energie Cottbus versammelt regelmäßig Tausende Menschen im Stadion. Die wollen auch gut essen und trinken, das merkt man an den Spieltagen in Biergärten und Restaurants. Als einer der wenigen professionellen Fußballvereine Brandenburgs repräsentiert Energie Cottbus das Land auf der nationalen Sportbühne. Der Drittliga-Verein, der Ende der 1990er Jahre die Fußballnation überraschte, steht für die helle Seite des Braunkohle-Erbes. Cottbus kann noch so viel Geld für Image und Eigenwerbung ausgeben, der FC bleibt – zumindest in der Außenwirkung – die erfolgreichste Marke der Stadt.

Als permanenter Aufstiegskandidat und dank Sponsoring steht der Verein nach eigenen Angaben wirtschaftlich gut da. In der Saison 2024/2025 hat der FC Energie Cottbus die Lizenz für die 3. Liga unter Auflagen erhalten, was für die wirtschaftliche Stabilität spricht. Seit der Saison 2023/2024 trägt die erste Mannschaft den Namenszug der Leag als auf den Trikots, der Energiekonzern ist Hauptsponsor des Vereins. Zudem stehen hinter dem FC knapp 5.000 Mitglieder – in dieser Größenordnung gibt es in der Lausitz höchstens drei Arbeitgeber.

Brandenburg: Amtliche Kreativität

Dennoch ist das Stadion der Freundschaft sanierungsbedürftig. Die letzten großen Baumaßnahmen sind 20 Jahre her. Damals bekam der Bau die zweigeschossige Osttribüne. Seither bietet das Leag Energie Stadion Platz für 22.500 Zuschauer. Bereits 2011 kaufte der FC Energie das Stadion, das er seit Ende der 1960er Jahre bespielt. Vor gut einem Jahr erwarb die Leag die Namensrechte am Stadion, das man vorher als Stadion der Freundschaft kannte. Nun will der Verein die Westtribüne modernisieren. Neue VIP-Logen sollen eingebaut werden, dazu mietbare Konferenzräume.

Die nun geplante Studie soll ermitteln, wie weit das als Teil des „umgebenden städtischen und naturräumlichen Umfelds“ angesehen werden kann. Es gehe letztlich um eine „technische Untersuchung zur nachhaltigen Standortentwicklung“, bei der auch Mobilität, Stadtgrün und soziale Bedürfnisse vor Ort integriert würden, hieß es aus der WRL. Jedenfalls zeugt es von amtlicher Kreativität, die beliebteste Sportstätte der Lausitz als Teil der öffentlichen Möblierung einzustufen und ihr damit den Anschluss für öffentliches Geld zu legen.

Sachsen: Ministerium nicht zuständig

In Weißwasser sind Lösungen dieser Art bisher gescheitert. Die Eisarena der Lausitzer Füchse braucht dringend Investitionen, damit der Verein seine Lizenzierung für die kommende Deutsche Eishockey Liga 2 nicht verliert (Neue Lausitz berichtete). Zuletzt hat die Stadt, die in der Haushaltssicherung steckt, dem Verein den Mietvertrag für die Eisarena gekündigt. Eine Entscheidung, die praktisch die Zukunft des Vereins gefährden könnte, denn sie offenbart auch die schwierige finanzielle Lage, mit der die Füchse konfrontiert sind. Anders als Energie Cottbus sind die Füchse nur Mieter im eigenen Stadion, nicht Besitzer.

Ein Anlauf auf Strukturförderung, den Verein und Stadt vor Jahren gemeinsam planten, scheiterte. Die Idee einer Sportakademie fand im Regionalen Begleitausschuss – dem sächsischen Auswahlgremium für Strukturprojekte – keine Zustimmung. Auch das für Sportförderung zuständige Innenministerium in Dresden winkt ab. Man sei, teilte das Ministerium auf Anfrage von Neue Lausitz mit, „für den Breitensport, den Nachwuchsleistungssport und in Teilen für den Spitzensport (sofern kein Profisport) zuständig“. Die Lausitzer Füchse als Verein aus dem Profisport und dem kommerziell betriebenen Sport fallen durch das Raster.