ANALYSE / VERTEIDIGUNG IN DER LAUSITZ
Was E-Mobilität und Energiewende bisher nicht leisten konnten, scheint nun die Verteidigung zu schaffen: die Rettung alter Industriebetriebe. Was ist dran am Rüstungs-Boom? Und will die Lausitz ihn wirklich?
von Christine Keilholz

Präsentation der Rahmenvereinbarung zur Übernahme des Standorts Görlitz durch KNDS mit Bundeskanzler Olaf Scholz und dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Foto: Alstom
Große Ankündigungen hatte es nicht gegeben. Eine kleine Feier fand dann doch statt im alten Waggonwerk in Görlitz. Man habe eine „nachhaltige Lösung für den Standort“ gefunden, betonten die Redner, darunter der Bundeskanzler und der Ministerpräsident. Ein Großteil des Personals würde vom neuen Eigentümer übernommen. Man sei sich weitgehend einig über den beschlossenen Weg. Das Wichtigste aber: Bei Alstom in Görlitz gehen die Lichter die aus. Der Weggang von Alstom, den die Stadt seit Jahren hat kommen sehen, ist nicht das Ende einer ganzen Industrie. In dem Werk mit 175 Jahren Tradition wird weiter produziert.
So weit sind sich Alstom und KNDS Deutschland bis jetzt einig. Ein finaler Verkauf wurde noch nicht verkündet. Stattdessen hieß es, die Verhandlungen zwischen den beiden Konzernen hätten eine „wichtige Hürde genommen“. Der Übergang des Standortes erfolgt schrittweise und wird voraussichtlich 2027 abgeschlossen sein.
Olaf Scholz (SPD) und Michael Kretschmer (CDU) waren anwesend, um die Verhandlungen zu bestärken und politisch zu unterstützen. „Es sind sehr gute Nachrichten, dass Industriearbeitsplätze erhalten bleiben, obwohl Alstom aus Görlitz weggeht“, sagte Scholz. Kretschmer war erleichtert, „dass es weitergeht, dass auch künftig an diesem Ort investiert und produziert wird“. An die ganz große Glocke hängen wollten die beiden das Ereignis aber nicht. Denn der angepeilte Verkauf hat eine heikle Seite. Waggons werden in dem Traditionswerk wohl nicht mehr hergestellt, dafür Panzerteile. Noch in diesem Jahr will KNDS mit der Produktion beginnen…