ANALYSE / DEUTSCHE EINHEIT IN DER LAUSITZ
Mit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 ging ein Versprechen von Wohlstand einher. Hat sich dieses Versprechen für die Lausitz erfüllt?
Von Christine Keilholz

Die einfache Antwort lautet ja. Schaut man auf die gängigen Kennzahlen, entwickelt sich die Lausitz gut. Wirtschaftskraft und Produktivität steigen. Die Arbeitslosigkeit lag im Bezirk Cottbus zuletzt bei 6,2 Prozent, im sächsischen Teil der Lausitz bei 7,4 Prozent – trotz angespannter wirtschaftlicher Lage. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Einwohner liegt in den sechs Lausitzer Kreisen zwar unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt, steigt aber seit Jahren kontinuierlich – von 27.800 Euro im Jahr 2013 auf 28.107 im Jahr 2021. Das ist ein Fortschritt, aber ein langsamer.
Als sich vor 35 Jahren die beiden deutschen Staaten vereinigten, war die Erwartung groß, dass Ostdeutschlands Regionen schnell aufschließen würden zum Wohlstandsniveau Westdeutschlands. Das galt besonders für Industrieregionen wie die Lausitz, die jahrzehntelang geprägt waren von planwirtschaftlicher Lenkung und Investitionsstau. 35 Jahre später zeigt sich, dass der Aufstieg der Lausitz lange und mühsam geworden ist – und längst nicht abgeschlossen. Auch war der Weg bis jetzt kein gerader, denn als Erstes kam der Strukturbruch.
Strukturbruch statt Aufschwung
Die 1990er-Jahre waren für die Lausitz kein Aufbruch, sondern ein brutaler wirtschaftlicher Reset. Binnen weniger Jahre verschwand ein Großteil der industriellen Basis weg und mit ihr zehntausende Arbeitsplätze. Von Traditionsindustrien wie Glas und Textil, die die Identität ganzer Städte bestimmten, blieb wenig übrig. Der Rückbau der Braunkohleförderung, der schon in den frühen 2000ern einsetzte und seit…