NEWS / ENERGIEWIRTSCHAFT IN DER LAUSITZ

Bei den Planungen des Energiekonzerns Leag macht sich ein Richtungswechsel in der Energiewende bemerkbar: Während Windkraft weiter ausgebaut wird, tritt der zweitgrößte deutsche Stromerzeuger bei Photovoltaik auf die Bremse. Beispielhaft hierfür sind die Entscheidungen des Konzerns in Kausche am Tagebau Welzow. Dort hat die Leag-Tochter Renewables beim Landesamt für Umwelt Brandenburg jetzt einen Genehmigungsantrag für den Windpark Kausche 1 gestellt.
Mit 18 Windenergieanlagen und einer Gesamtleistung von 122 Megawatt soll auf einer rekultivierten Fläche des Tagebaus Welzow-Süd der bisher größte Windpark des Unternehmens entstehen. Bemerkenswert an dieser Entscheidung ist: Gleichzeitig liegt der Bau eines ebenfalls in Kausche geplanten großen Solarparks auf Eis.
Offenbar bewertet der Konzern das Geschäft mit Solarstrom aktuell als wenig lukrativ. Vorstandschef Adi Roesch verwies auf das sogenannte Solarspitzengesetz, eine Novelle des Energiewirtschaftsrechts, die im Februar diesen Jahres in Kraft getreten ist. Demnac Betreiber von Photovoltaikanlagen keine Einspeisevergütung in Zeiträumen, in denen der Strompreis an der Börse negativ ist. Für die Leag ist das ein Problem „Die Häufigkeit von negativen Strompreisen im Sommer nimmt seit Jahren deutlich zu“, sagte Roesch. Im vergangenen Jahr lag der Strompreis für insgesamt 457 Stunden unter Null. In diesem Jahr liegt der Wert bereits jetzt über dem letztjährigen Rekord, wie die taz berichtete.
Batteriegroßspeicher geplant
Die wachsende Zahl negativer Strompreisstunden hängt auch mit dem rasanten Ausbau von Photovoltaik in den letzten Jahren zusammen. Dieser führt insbesondere an sonnigen Tagen mit geringem Stromverbrauch, etwa an einem Sonntagnachmittag im Sommer, dazu, dass deutlich mehr Strom produziert als verbraucht wird. Dieses Überschussangebot äußert sich an der Börse in sehr niedrigen bis hin zu negativen Strompreisen – und eröffnet ein neues Geschäftsfeld. Denn: Wer in dieser Zeit Strom verbraucht, bekommt Geld und wer ihn gar speichert, kann ihn in später mit Gewinn weiterverkaufen.
Auch an diesem Geschäft will sich der führende Energiekonzern der Region beteiligen, um seine Vormachtstellung zu verteidigen. Mit der Big Battery Lausitz nahm sie 2021 den seinerzeit größten Batteriespeicher Deutschlands ans Netz. Aktuell entsteht mit der Big Battery Oberlausitz in Boxberg ein weiterer Großspeicher. Bis 2030 plant der Konzern den Bau von Batteriegroßspeichern mit einer Kapazität von drei Gigawattstunden, mehr als das fünfzehnfache der beiden Big Batteries. Die hierzu nötigen Investitionen könnten in die Milliarden gehen. Zur Realisierung der Speicherpläne dürfte dem Konzern daher die näher rückende Entschädigungszahlung für die Beendigung der Kohleverstromung sehr entgegenkommen. gewi