NEWS / NAHVERKEHR IN DER OBERLAUSITZ

Die beiden Verkehrsverbünde Ostsachsens können fusionieren. In der vergangenen Woche hat der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) den Zusammenschluss mit dem benachbarten Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON) beschlossen. Am gestrigen Montag hat auch die Landesdirektion Sachsen ihr Einverständnis gegeben. Somit kann im Januar der neue Zweckverband Verkehrsverbund Ostsachsen (ZVVO) seine Tätigkeit aufnehmen.
Durch die Fusion bilden künftig die Kreise Bautzen, Görlitz, Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge eine Nahverkehrszone mit der Landeshauptstadt Dresden. Die Erwartungen sind hoch. Der Oberlausitzer Zweckverband rechnet nach eigenen Angaben mit mehr als 25 Millionen Fahrgästen, der Verband Oberelbe erwartet rund 200 Millionen Fahrgäste pro Jahr. Sachsens Infrastrukturministerin Regina Kraushaar (CDU) zeigte sich zufrieden: „Vielleicht ist diese Fusion auch ein gutes Vorbild, um den ÖPNV im Freistaat weiter zu harmonisieren.“ Harmonie im Nahverkehr hatten sich schon frühere Verkehrsminister auf die Fahnen geschrieben, bisher allerdings mit mäßigem Erfolg.
Überholte Struktur beenden
Die Fusion in Ostsachsen ist der erste Durchbruch für mehr Einheitlichkeit. Die Struktur der Zweckverbände stammt aus Zeiten früherer Kreiszuschnitte, entspricht aber längst nicht mehr den Bedürfnissen von Reisenden und Pendlern. Der ZVON etwa ist zuständig für den Kreis Görlitz und den Altkreis Bautzen, der seit 2008 nicht mehr existiert. Der ZVON mit seinem Verkehrsverbund VVO regelt den Verkehr im früheren Kreis Kamenz, den Kreisen Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge wie auch in der Landeshauptstadt. Diese Struktur bedeutet für Fahrgäste unterschiedliche Preise, Tickets und Bedingungen, was etwa die Mitnahme von Fahrrädern oder Hunden betrifft.
Der Durchbruch für den Zusammenschluss gelang bereits im Sommer 2024 unter dem damaligen Verkehrsminister Martin Dulig (SPD), der die Landräte von Bautzen und Görlitz für die Verschmelzung ihrer beiden Zweckverbände gewann. Ministerin Kraushaar, die inzwischen für den Nahverkehr zuständig ist, ist nun zuversichtlich, dass „die positiven Veränderungen auch den einen oder anderen Neukunden anziehen“.
Tarife bleiben vorerst
Die Fusion ist möglich geworden, weil sich der Nahverkehr verändert hat. Die Einführung des Deutschlandtickets im Mai 2023 hat die Preishoheit der Zweckverbände obsolet gemacht. Durch die großen Ansiedlungen in Dresden, Görlitz und Bautzen ist mehr Nachfrage nach Schienenverkehr in Ostsachsen zu erwarten. Letztendlich hat die Einsicht gesiegt, dass eine reibungslose Beförderung per Zug zu einem Standortfaktor geworden ist. Die Oberlausitz muss attraktiv werden für Menschen ohne Auto.
Doch so schnell geht es mit der Vereinheitlichung nicht. Vorerst bleiben die Tarife von VVO und ZVON bestehen. Parallel dazu arbeite man bereits an tariflichen Übergangslösungen, wozu auch die gegenseitige Anerkennung des Bildungstickets für Schüler und Auszubildende gehört. red