LAB kommt als Bundesforschungszentrum nach Bautzen

2. Juli 2024

NEWS / WISSENSCHAFT IN OSTSACHSEN

„Lausitz Art of Building“ war der Sieger der Herzen bei der Auswahl des Großforschungszentrums vor zwei Jahren. Jetzt startet es als Bundesforschungsprojekt doch noch durch. Dafür musste die Lausitz aus dem Namen verschwinden.

Im Haushaltsausschuss des Bundestags fiel am vergangenen Mittwoch eine Entscheidung über 68,6 Millionen Euro, die für die Lausitz viel bedeuten. Mit dem Geld können die Planungen für eine Forschungseinrichtung beginnen, die bereits jetzt eine bewegte Geschichte hinter sich hat. Das Bundesforschungszentrum für klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen mit dem Namen „Living Art of Building“ (LAB) kann nun realisiert werden.

Ein Erfolg für den Dresdner Bauforscher Manfred Curbach. Der geistige Vater des LAB, war vor drei Jahren erstmals mit seinem Konzept auf den Markt der Förderungen getreten. Unter dem damaligen Namen „Lausitz Art of Building“ war das Zentrum im Rennen für das Lausitzer Großforschungszentrum – ging allerdings leer aus, sehr zum Bedauern ostsächsischer Lokalpolitiker. Forschung zu klimaschonendem Beton erschien greifbarer als die Sternenvermessung des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA), das letztlich den Zuschlag bekam. Bei all den regionalen Sympathiebekundungen für Curbach und sein Team war zu erwarten, dass es eine zweite Chance geben würde.

In Bautzen, Aachen und Weimar

Das Bauwesen ist einer der größten Klimakiller und verantwortlich für ein Viertel der deutschen CO2-Emissionen. Die Forschung an klimafreundlichen Baustoffen und Techniken läuft dennoch gerade erst richtig an. Gleichzeitig ist das Bauen ein gigantischer Markt und das Interesse an Kostenvermeidung und Klimaverträglichkeit entsprechend groß. „Während der Bewerbungsphase sagten uns viele Unternehmen, sie wüssten, dass CO2-ärmer gebaut werden muss aber eben nicht wie“, sagte Manfred Curbach bereits vor zwei Jahren im Interview mit Neue Lausitz.

Seine Spezialität ist die Vermeidung von Zement, dessen Herstellung zu viel Energie frisst. Der 67-jährige Leiter des Instituts für Massivbau der TU Dresden arbeitet seit Jahren an der Optimierung von Carbonbeton – jenem Werkstoff, auf den die Bauwirtschaft große Hoffnungen setzt. Da lag es nahe, das Thema in der einzigartig günstigen Förderkulisse der Braunkohlereviere zu einem großflächigen Forschungsvorhaben mit eigener Institutsstruktur auszubauen.

Schließlich sprang Bauministerin Klara Geywitz (SPD) ein, um dem Projekt zum Durchbruch zu verhelfen. Unter neuem Namen soll der mehrjährige Aufbau unter dem Dach ihres Ministeriums beginnen. Mit der Namensänderung wird es nun eine Forschungsstätte von nationaler Bedeutung, muss aber auch Standorte in mehreren Regionen vorweisen. Neben dem Hauptsitz Bautzen sollen Niederlassungen in Weißwasser, Hoyerswerda und Niesky entstehen. Aber auch von Cottbus, Weimar und Aachen ist die Rede, nebst Rheinland-Pfalz und Bayern, ist die Rede.

Kofinanzierung noch offen

Diese verstreute Struktur hat Auswirkungen auf die Finanzen. Mit den zunächst freigegebenen 3,6 Millionen vom Bund kann Curbachs Team in die Phase 0 einsteigen, also die institutionellen Voraussetzungen schaffen. Ab Januar 2025 soll dann mit Phase 1 der Aufbau beginnen mit Erstellung eines Etablierungskonzepts. Erst danach werde feststehen, welche Standorte mit welchen Kapazitäten in den beteiligten Bundesländern aufgebaut werden, teilte Sachsens Regionalministerium auf Anfrage von Neue Lausitz mit: „Zum aktuellen Zeitpunkt ist eine finanzielle Beteiligung der Länder noch nicht notwendig“, so die Auskunft aus Dresden.

Wie viel der Freistaat aus eigener Kasse beisteuert, will man dort zurzeit nicht beziffern. Regionalminister Thomas Schmidt (CDU) hat aber bereits 450 Millionen Euro ins Spiel gebracht, die Sachsen aus dem Investitionsgesetz Kohleregionen auszugeben bereit ist, wenn die attraktive Ansiedlung nach Sachsen kommt. Berlin hatte durchblicken lassen, es werde das Projekt nur geben, wenn die Länder kofinanzieren. Schmidt betonte allerdings: „Das neue Forschungszentrum ist ein Gemeinschaftswerk, das Bund und die beteiligten Bundesländer gemeinsam umsetzen.“ Die genaue Aufteilung der Kosten wird also noch zu klären sein.

Unstrittig ist der Wert der neuen Einrichtung für die Lausitz. Mit dem LAB kann nun auch Bautzen mit eigener Forschung brillieren. „Das ist eine gute Nachricht für die Menschen speziell im Landkreis Bautzen und die Bauwirtschaft weltweit“, sagte Landrat Udo Witschas (CDU), dessen Kreis bisher eher ein Durchreiseland zwischen den Wissenschaftszentren Dresden und Görlitz darstellt. Als nächstes wird es um geeignete Flächen in Bautzen gehen, damit das Lausitzer Zentrum für die Zukunft des Bauens recht zügig als Baukörper sichtbar wird.